Reissverschlüsse zu, Knöpfe auf, Reissverschlüsse zu, Knöpfe auf. Wie ein Mantra wiederhole ich diese Zeilen im Kopf. Auf, zu, auf, zu. Ich sitze auf kalten Fliesen in der Waschküche. Das Neonlicht flackert, es riecht nach Schimmelkäse und Perwollpulver, der Regen prasselt gegen die Fensterscheiben. Über mir baumelt ein feuchter Duvetbezug an der Leine, vor mir auf dem Boden stapeln sich zwei Kleiderberge, neben mir steht der Wäschekorb. Ich fische ein weisses Hemd heraus – rechter Haufen. Es folgt mein Lieblings-Strickpulli – linker Haufen. Helle Wäsche, dunkle Wäsche. Bevor ich den linken Haufen in die Waschmaschine stosse, achte ich mich noch ein letztes Mal darauf: Reissverschlüsse zu, Knöpfe auf. Diese goldene Waschregel hat mir meine Mutter stets eingebrummt.

Mami. Vor zwei Monaten hätte sie noch jeden meiner Handgriffe kritisch beäugt. Mit hochgezogenen Augenbrauen, die Hände in die Hüfte gestemmt, wäre sie zwischen rechtem und linkem Haufen gestanden, stets bereit mich eines Besseren zu belehren. Und sie wusste es natürlich immer besser. Der Knöpfliteig musste onzverrecke von Hand geklopft werden, die Kissen auf dem Sofa nach Gebrauch stets wieder an ihrem Platz sein und wehe, wenn das Brünnali und der WC-Rand mit demselben Lumpen geputzt wurden! Hotel Mama? Das gab es bei uns nicht. «Los of dis Mami, sösch lehrsch nie uf eigete Bei z’stoh», pflegte Papi zu sagen. Er sollte Recht behalten – wie immer.

Seit über einem Monat ist es nämlich so weit: Ich stehe auf eigenen Beinen, habe mein Zimmer in einer Wohngemeinschaft bezogen. Ich bin selbständig, frei und meinem Mami unendlich dankbar. Dankbar, weil ich jetzt die Büetz sehe, die sie tagtäglich nebst ihrem Arbeitspen­sum leistet. Dankbar für die vielen Haushalts-Lektionen, die ich von ihr erteilt bekam. Dankbar, für die beste Lehrerin, die ich mir je hätte wünschen können.

Fertig gedreht, geschleudert, getrommelt. Die Waschmaschine steht still. Handtuch, Hosen, Hemd hänge ich neben das Duvet an die Wäscheleine. Die Knöpfe sind auf, die Reissverschlüsse zu. Da ziehe ich meinen Lieblings-Strickpulli aus der Maschine. Winzig klein zusammengeschrumpft. Wolle und 60-Grad-Wäsche: keine gute Idee. «Man hat nie ausgelernt», würde Mami jetzt sagen.

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