Grosswangen Tausende Besucher, hunderte Helfer und ein Motto – «Vollgas»! Ob beim Rennen, bei der Freestyle-Show oder beim Fest danach: Der Motocross-Event zeigte Spitzenleistungen, wo man nur hinschaute.

Ein Überflieger vor der Rottal-Kulisse. Foto Chantal Bossard

 

Wie ein wütender Schwarm Hornissen – schon von weit her ist das Summen zu hören. Musik in den Ohren aller Motorcross-Fans. Wo vorher Kulturland war, graben nun die Motorbikes tiefe Furchen in den Untergrund. Dreck spritzt, die Motoren röhren, die Erde scheint zu beben. «Geniessen Sie diese fantastische Rennatmospäre am Motocross 2017 hier in der Grosswanger Oberroth», ruft der Speaker den Besuchern zu. Nötig wäre die Aufforderung wohl nicht gewesen. Alt und Jung, Mann und Frau, Fan und blosser «Gwunderer»: Sie alle drängen sich an die Absperrungszäune. Staunen über die Geschwindigkeit, halten die Luft an bei waghalsigen Sprüngen und klatschen erleichtert bei den darauffolgenden Landungen. Höchstes Niveau bei den FMS-Schweizermeisterschaftsläufen, sowie beim Hole Shot Race, welches den Rennbetrieb am Samstag beendet. Auf abgekürzter Rennstrecke kämpfen prominente Fahrer nach dem «K.-o.-Prinzip» um die ersten zwei Plätze – moderner Gladiatorenkampf auf dem Motorrad.

Vor Angst die Augen schliessen

«Deadbody! Meine Damen und Herren, das haben Sie noch nie gesehen! Ein Deadbody!» Dabei meint der Speaker der Freestyle-Show nicht ein «Deadbody», englisch für Leiche, im eigentlichen Sinn. Vielmehr soll die waagrechte Lage des Fahrers über dem Motorrad an einen Toten erinnern. Den lauten «Ahhh»-, «Ohhh»- und «Jesses Gott»- Rufen aber ist zu entnehmen, dass so mancher Zuschauer wahrhaftig um das Leben des Fahrers bibbert. Doch Freestyle-Weltstar Mat Rebeaud mit seiner Crew sind an Professionalität nicht zu übertreffen. Am Freitag- und Samstagabend lassen sie den Atem des Publikums stocken und sorgen für tosenden Applaus.

Das Töff-Team hat alles gegeben

«Wollesocke ide Gommistefu ond öbbe es Kaffi Schnapps», sagt eine Besucherin, angesprochen auf das Erfolgsrezept gegen das garstige Wetter. OK-Präsident Urs Meyer sieht sogar Vorteile in den leicht regnerischen Umständen: «Das sorgt für einen optimalen Cross-Untergrund – nicht zu nass, nicht zu trocken.» Wellenförmige Hügel, enge Kurven und spektakuläre Sprünge: Die 1610 Meter lange Piste sei laut Meyer von allen Seiten gelobt worden.

Dynamik, Bereitschaft, Leidenschaft

Lob bekam längst nicht nur die Piste ab: «Vom leckeren Essen, zur lüpfigen Livemusik bis hin zu den sauberen WC-Anlagen – die Rückmeldungen waren durch und durch positiv», sagt Urs Meyer. Bilanz nach drei Tagen Motocross: rund 11 000 Besucher, 600 Helfer, 400 Fahrer, 5000 Bratwürste, 1500 Steaks, 2200 Schnitzelbrote, 1800 Kilo Pommes, 9000 Liter Bier, 20 Minuten Feuerwerk und zum Glück keine grossen Zwischenfälle. In anderen Worten: Das Töff-Team und die Helferschar haben alles gegeben. «Dynamik, Bereitschaft und Leidenschaft: Es war fantastisch, wie alle am gleichen Strick zogen», sagt Urs Meyer. Dankbar ist er auch den Nachbarn, Landbesitzern und Sponsoren: «Ohne ihre Unterstützung hätte der Anlass nicht durchgeführt werden können.»

Der Motocross-Event als Volksfest

Wie lange müssen die Motocross-Fans aus der Region nun auf die nächste Ausgabe warten? «Der Druck ist riesig», sagt Urs Meyer, «von allen Seiten wird das Töff-Team nach dem nächsten Motocross gefragt.» Ob und wie das stattfinden wird, das stehe jedoch noch in den Sternen. «Mit dem FMS-Verband wird etwa darüber diskutiert, das Motocross jährlich an einem anderen Austragungsort in der Zentralschweiz durchzuführen.»

«Die Nacht ist jung, wer jetzt nach Hause geht verpasst etwas», ruft der Speaker in das Mikrofon. Die Besucher denken nicht annähernd daran, nach dem Rennprogramm das Weite zu suchen. Bei Livemusik wird getanzt, geprostet, neue Kontakte geknüpft.

Ja, in Grosswangen wurde am Wochenende nicht nur der Rennsport, sondern auch die Geselligkeit gelebt. Bei beidem wurde Vollgas gegeben.

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