Willisau Seit zehn Jahren steht Irene Brügger als Frölein Da Capo auf grossen und kleinen Bühnen. Vor Kurzem hat sie ihr zweites Buch «Buntes Treiben» veröffentlicht. Mit «Weiteren Episödali» aus ihrem Leben.

Irene Brügger als Frölein Da Capo. Foto zvg

 
Frölein Da Capo, Ihr Name feiert Jubiläum. Seit rund zehn Jahren sind Sie unter dem Pseudonym auf Kleinkunstbühnen unterwegs…

…gopf, das klingt schampar lang. Wie die Zeit vergeht! Doch für das, was ich seit meinen Anfängen erlebt habe, brauchts halt schon zehn Jahre.

Soeben haben Sie ihr neustes Baby auf den Markt gebracht: Ihr zweites Buch «Buntes Treiben» beinhaltet «Weitere Episödali». Sprich: Alles, was Sie so antreiben, umtreiben oder sonst so treiben, wird auf Papier festgehalten. Eine Art Tagebuch?

Ja, das ist tatsächlich nicht so weit entfernt davon. Ein überspitztes Tagebuch. Offiziell schreibe ich Kolumnen. Und diese Textform zwingt mich fast dazu, aus meinem Leben zu berichten.

Ein Tagebuch ist etwas sehr Persönliches. So auch Ihre Brichtli – Sie geben der Leserschaft einen Einblick in Ihr Privatleben. Ist dies emotionale Entblössung? Wo ist die Grenze zwischen intim und öffentlich?

Das Schöne an den Kolumnen ist: Ich bin komplett frei. Nur ich habe es in der Hand, was ich von mir preisgeben möchte. Und ja: Ich gebe viel preis. Doch mein engstes Umfeld versuche ich zu schonen. Mir ist es beispielsweise wichtig, meine Kinder nicht mit Fotos der Öffentlichkeit zu zeigen.

Ihre Alltagsberichte sind gespickt mit Mundartwörtern. Imfau. Wieso?

Das ist halt mein Stil. Ich finde, die Mundartwörter bringen vieles konkreter auf den Punkt. Sie geben einer Erzählung mehr Nähe und verstärken dessen Sinn. Bis jetzt haben übrigens alle meine Texte verstanden. Sogar die Zürcher.

Das ist wichtig, schliesslich liest die ganze Nation Ihre «Episödali» seit dem Mai 2015 in der «Schweizer Familie».

Ja, ich staunte nicht schlecht, als ich die Anfrage vom Magazin erhielt. Eine Ehre! Trotzem habe ich lange gezögert, das Angebot der «Schweizer Familie» anzunehmen. Kolumnen schreiben bedeutet Arbeit. Jede Woche 3500 Zeichen abzuliefern, ist kein Kinderspiel. An den Ideen fehlt es mir beinahe nie. Man kann über absolut alles schreiben, wenn man das Händli dazu hat! Ich habe ein System entwickelt: Alle Einfälle, die mir im Alltag kommen, notiere und sammle ich. Bin ich eine Woche einfallslos, so grabe ich in meiner Ideenbox. Ich liebe es zu schreiben. Mit der Anstellung bei der «Schweizer Familie» habe ich mir ein weiteres Hob­by zum Beruf gemacht.

Haben Sie denn überhaupt noch Hobbies?

(lacht) Nein, habe ich nicht. Alle meine Hobbies habe ich mir zum Beruf gemacht. Im Frühling holt mich häufig das schlechte Gewissen ein und ich schnüre meine Joggingschuhe oder bike. Doch grundsätzlich ist die Arbeit meine Passion. Das ist etwas vom Tollsten, was man erreichen kann, nicht? Das Nonplusultra, einfach nur cool.

Doch das Ganze ist nicht nur ein Plausch, sondern herti Büetz?

Ganz klar. Aber solange es aussieht wie Plausch, mache ich alles richtig. Meine Art Kleinkunst funktioniert äbe nur, wenn sie nicht anstrengend daherkommt, sondern leicht und locker. Wenn der Zuschauer sieht, dass der Unterhalter chrampfet, funktioniert es nicht mehr.

Für Kabarettisten war «Giacobbo/Müller» ein wichtiges Sprungbrett. Wie war es bei Ihnen?

Die Frage ist bereits die Antwort: Schliesslich ist das jetzt einige Jahre her und noch immer werde ich darauf angesprochen. Das Fernsehen gab mir als Kleinkünstlerin eine neuartige Plattform. Statt in «Härdöpfu- oder Wiichäller» vor 100 Leuten trat ich vor fast einer halben Million Zuschauer auf. Das waren völlig unterschiedliche Dimensionen. Natürlich war der Druck gross: Jede Woche ein neues Lied vor einem riesigen Publikum. Osennig stressig. Doch das zweijährige Engagement gab mir einen gewaltigen Schub. Normalerweise hätte ich es in fünf Jahren nicht so weit geschafft, wie ich es damals in zwei Jahren erlebte. Das Fernsehen beschleunigt die Popularität enorm.

Sind Sie eine Rampensau?

Natürlich, sonst wäre ich nicht auf der Bühne. Doch das war nicht immer so. Einst, mit meiner Schülerband, stand ich immer ganz verschöpft da vorne, mit den Händen in den Taschen. Die Rampensau schlummerte aber bereits damals in meinen Genen. Ich musste sie nur noch zum Leben erwecken.

Sie sind Sängerin, Kolumnenschreiberin, Schauspielerin… Wenn Sie sich auf etwas beschränken müssten, was wäre es?

Das ist eine unmenschlich schwierige Frage! Frölein Da Capo ist ein Produkt aus all ihren Fähigkeiten – aus den Kolumnen entstehen Songtexte und so weiter. Das finde ich ja das Tolle am Frölein: Sie muss sich überhaupt nicht beschränken.

Doch was steht auf Ihrer Visitenkarte?

(lacht) Kommt auf den Empfänger an. Mein Bürofrölein hat eine entsprechende Visitenkarte. Ich habe kein Kärtli.

Wie weisen Sie sich dann aus?

Ich bin online aktiv. Egal ob eigene Homepage, Facebook oder Instagram: Ich liebe es im Netz auszuprobieren und herumzubasteln. Schon früh, ich glaub etwa im Jahr 2005, erstellte ich meine eigene Homepage. Danach stieg ich mit dem ganzen «Social-Media-Zeugs» ein. Ich finde es toll, dass ich durch Kommentare eine direkte Resonanz bekomme. Es motiviert und inspiriert.

Hat Frölein Da Capo Eigenschaften, die Irene Brügger fehlen?

Nein, dafür sind wir uns zu ähnlich. Das Frölein auf der Bühne ist die überspitzte Version meiner selbst. Natürlich kann sie sich einen Tick mehr erlauben, etwas frecher und unverschämter sein. Doch es ist jeweils viel von Irene auf der Bühne. Irene nimmt das Frölein aber nicht mit in den Alltag.

Sie unterhalten das Publikum als Einfrau-Orchester, entlocken Alt wie Jung ein Schmunzeln. Was bringt Sie persönlich zum Lachen?

Ich mag eine ganz bestimmte Art von Humor. Subtil – ich möchte die Pointe nicht auf dem Silbertablett serviert bekommen, zuerst um die Ecke denken. Häufig lache ich mit meinem Bürofrölein, wenn wir an Gigs fahren oder davon heimkehren. Ich lache gerne!

«Da Capo» heisst Wiederholung – wiederholen sich auch die Bühnenshows vom Frölein?

Du kannst das Rad nicht ständig neu erfinden. Doch die Jahre vergehen und je nach Alter sind es andere Themen, die mich beschäftigen. So verändert sich auch die Show. Ich stelle mir jeweils ein fixes Programm zusammen, welches ich mehrere Jahre spiele. Der Inhalt bleibt bis auf ein paar wenige Weiterentwicklungen der gleiche. Seit 2014 spiele ich mein heutiges Programm. Das läuft Ende dieses Jahres aus. Anfang 2018 nehme ich mir anschliessend die nötige Auszeit, um ein neues Programm zusammenzustellen. Dieses soll im Herbst 2018 bühnenreif sein.

Gibt es schon konkrete Vorstellungen für das neue Programm?

Vielleicht spiele ich ein zusätzliches Instrument. Möglicherweise kommt etwas Visuelles hinzu, etwa Karikaturen …ach ich habe viele Ideen. Aber ich plane nicht so in die Zukunft. Toll wärs natürli scho, wenns das Frölein noch eine Weile gäbe. Aber eins nach dem anderen, gäu!

Trotzdem haben Sie sich ein Projekt dieses Jahr dick und fett in die Agenda geschrieben.

Ui ja! Das Projekt beginnt im Herbst. Vor just 50 Jahren veröffentlichten die Beatles das Konzept-Album «Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band». Zum Jubiläum möchten Roman Riklin, Daniel Schaub (beide Heinz de Specht), Adrian Stern, FM François Mürner und ich als sogenanntes «Secondhand Orchestra» das legendäre Beatles-Werk in neuem Gewand präsentieren. Das heisst: sämtliche Songs von Sgt. Pepper werden mit schweizerdeutschen Texten in überraschenden Arrangements neu aufleben. Wird Hammer. Wird aber auch sträng.

Gibt es nebst dem Projekt weitere Besonderheiten in diesem Jubiläumsjahr?

Nein. Das 10-Jahr-Jubiläum zelebriere ich nicht so. Ich bin mehr der Schnapszahlen-Typ, habe am 11. 11. Geburtstag. Vielleicht findet mein «Festjahr» also 2018, am 11-Jährigen, statt.

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