In drei Tagen hat Prinz Geburtstag. Der Hund meiner Eltern macht seinem Namen alle Ehre – er liebt es, bedient, verwöhnt und gehätschelt zu werden. Weiter stehen auf seiner Präferenzen-Liste: Heuhaufen, Bauchkraulen und Leckerlis. Der feine Herr Vierbeiner hat einen erlesenen Geschmack: Jedes noch so ausgefeilte Hundeguetzli lässt er links liegen, wenn er stattdessen ein knuspriges Brotstück kriegt. Je trockener, desto besser. Statt als Paniermehl in der Vorratskammer landen die Überreste von altem Brot also zwischen seinen Zähnen. In der letzten Zeit etwas zu oft. «De Prinz esch z’feiss», sagt meine Mutter bei meinem letzten Besuch in meinem Elternhaus. «Äh was, dä hed eifach e chline Chopf», verteidigt ihn mein Vater. Wie auch immer: Die Kilos sollen purzeln. Mehr Spaziergänge, keine Brotstücke: So lautet das Rezept für die Sommerfigur. Damit unser Prinz fit und munter bleibt, bis an sein Lebensende. Und sein Geburtstag am kommenden Dienstag einer von vielen bleibt.

Das Wiegenfest von Prinz steht gross in meiner Agenda. Nicht nur aus Hingabe zu dem verfressenen Wauwau. Sondern auch, weil ich exakt einen Monat später meinen eigenen Geburtstag feiern darf. Meine Vorfreude ist jeweils riesig. So auch das Unverständnis meines Umfelds. Viele Bekannte nehmen ihren eigenen Geburtstag Jahr für Jahr weniger ernst. «Ein Tag wie jeder andere», winken sie ab. «Keine Umstände», sagen sie, und «Geschenke sind wirklich nicht nötig» oder gar «mein Gott, wir sind ja keine Kleinkinder mehr, wozu feiern, wofür man nichts kann?» Bescheiden. Aber nicht mit mir. Ich mache da nicht mit, bei dieser Geburtstagsverweigerung. Auch wenn ich Gefahr laufe, selbstverliebt zu wirken: Ich will mich hochleben lassen. Geschenke, Kuchen, Blumen, Karten, das ganze Rösslispiel. Da glimmt schon beim Aufwachen das Kindheitsglücksgefühl in mir: Heute ist mein Tag! Denn sind wir ehrlich: Wenn es etwas gibt, das man wirklich feiern sollte, und zwar mit Menschen, die einem wichtig sind, dann genau das: älter werden. Ein Privileg, das nicht allen gegeben ist.

Deshalb feiere ich – nicht nur mich. Auch mein Umfeld muss dran glauben. Ob sie wollen oder nicht, sie werden mit Liebe überschüttet. Oder im Fall von Prinz: mit Bauchkraulen. Und ein, zwei Stückchen Brot. Die Diät kann danach beginnen.

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