Ich habe viele Ideen für diese Carte Blanche. Doch wo beginnen? Am besten von vorne: Wie der Eine oder die Andere vielleicht bemerkt hat, war ich weg. Das letzte halbe Jahr habe ich mir eine Auszeit gegönnt, um gemeinsam mit meinem Freund zu reisen. Zuerst waren wir an einer Hochzeit in Kirgisistan, haben dabei während eines Monats Land und Leute ins Herz geschlossen. Wieder zurück, reisten wir mit dem zum Camper ausgebauten Transporter via Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien nach Griechenland. Dort umrundeten wir einmal das ganze Festland und tuckerten danach mit der Fähre nach Italien, von wo es wieder heimwärts ging.

So. Jetzt verstehen Sie vielleicht mein Dilemma. Soll ich von Nächten in der Jurte inmitten der asiatischen Bergwelt berichten, zwischen Wildpferden und Steinadlern? Oder davon, wie viel Unerwartetes es doch bereits im kleinen Europa zu besichtigen gibt: Höhlenburgen in Slowenien, See-Landschaften in Kroatien, Katzenparks in Montenegro, Canyons in Albanien, Berghütten in Griechenland? Oder fänden Sie es für eine Journalistin angebrachter, einen kritischeren Blickwinkel auf ihre Erlebnisse einzunehmen? Dafür würde sich etwa Müllentsorgungs-Problematik in den Balkan-Staaten anbieten. Oder die minderjährigen Flüchtenden, die in Griechenland auf ein Fährenticket nach Italien hoffen. Selbstkritisch könnte ich mein Privileg hinterfragen, frei durch die Welt pendeln zu dürfen. Ich könnte vom Gefühl berichten, satt zu sein von vielen Eindrücken, davon, scheinbar nichts mehr Neues aufnehmen zu können. Weniger ernst, aber genauso erwähnenswert: Alltag im Zuhause auf vier Rädern. Wollen Sie wissen, weshalb man die Trenntoilette unbedingt leeren sollte, bevor man über die nächste Schotterpiste fährt?

Ja, von all dem könnte ich hier während des gesamten Jahres ausführlich schreiben. Aber wissen Sie was? Ich will nicht. Reiseberichte in Form von Blogs, Vlogs, Reels, auf Youtube, Instagram oder Whatsapp-Chats gibts bereits zuhauf. Da muss ich Ihnen meine Ferienerlebnisse nicht auch noch um die Ohren hauen – weder hier noch in den Sozialen Medien. Denn manch eine(r) vergisst im Dschungel der abenteuerlichsten Texte und schönsten Vanlife-Fotos, wofür ein Urlaub doch eigentlich da sein sollte: für sich selbst.

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