Und als der Hochnebel sich auflöst, sieht man sie alle drei: Eiger, Mönch und Jungfrau in voller gigantischer Pracht. Der Wind lässt den Schnee hoch oben auf dem Eiger aufwirbeln, er funkelt in der Sonne.

Ich stütze mich auf meinen Skistöcken ab, beobachte staunend das Naturspektakel. Mein Atem bildet kleine Wölklein, ich spüre die kalte Bergluft in den Lungen. Döreschnuufe. Endlich. Statt trüb und matschig, ist der Winter in der Jungfrau-Region hell und glitzernd. Vonwegen stressig und nervig: Der Vorweihnachtstrubel ist hier schlicht nicht vorhanden.

Dabei ist es keineswegs so, dass ich vor der Weihnachtsstimmung flüchte. Ich zelebriere den Advent mit Inbrunst, bastle Adventskalender, schaue Aschenbrödel, schlürfe Glühwein, höre die Christmas-Playlist auf Spotify hoch und runter.

Doch ich kann mir noch so oft «Oh du Fröhliche» in den Kopf ballern – spurlos geht das Gejammer meines Umfelds nicht an mir vorbei. Gruusig seien die blinkenden Lichterketten, randvoll der Terminkalender, nervig die vielen Weihnachtssongs im Radio. Und vor allem: So viele Geschenke seien noch zu besorgen. «Von wegen besinnlich», wird lamentiert, während man den froschgrünen Playmobil-Bagger für das Götti-Kind in letzter Minute verzweifelt einigermassen ansehnlich verpacken will.

Und ja, ich gebe es zu: Die Besinnlichkeit wäre auch bei mir beinahe Flöten gegangen. «Der Advent ist schön, so lange man jung ist. Danach: Stress pur», betont meine Mutter stets. Nach jahrelangem Kopfschütteln, hätte ich heuer ­diesen Worten fast Gehör geschenkt.

Doch eben nur fast. In letzter Sekunde habe ich meinen Glauben wiederhergestellt. Beim Après-Ski vor der Grindelwalder Schürlibar, die Hände um eine heisse Tasse Glühwein gelegt, realisierte ich: Auch das hier ist Advent. Oder: Genau das. Fernab von Lichterketten und Playmobil-Bagger. Denn was ist schon besinnlicher, als sich Zeit für sich zu nehmen? Und an weihnächtlichem Glamour fehlt es nicht – da genügt ein Blick auf den Eiger.

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