Dieser Beitrag wurde am 18. Mai 2018 in Willisauer Bote veröffentlicht.
23.15 Uhr: Leselampe aus.
23.20 Uhr: Morgen hab ich’s streng. Produktionstag, Interview-Vorbereitung, Telefonate, Gemeindeversammlungs-Berichterstattung…
23.45 Uhr: Verdammt! Die Carte Blanche! Morgen Mittag muss ich die weisse Fläche auf der Schlusspunktseite gefüllt haben.
00.00 Uhr: Leselampe an.
00.05 Uhr: In der einen Hand ein Notizblock, in der anderen ein Kugelschreiber. Oben links «Carte Blanche», darunter sieben Punkte. Mögliche Themen.
00.15 Uhr: Was soll ich schreiben?
00.30 Uhr: Tabula rasa. Eine Carte Blanche im wahrsten Sinne des Wortes. Der Notizblock so leer wie ein Blumenfeld im Winter.
00.45 Uhr: Das darf nicht sein! Meine neunte Carte Blanche. Redaktionskollege Bossart weiss die weisse Fläche seit über 25 Jahren zu füllen.
01.00 Uhr: Gang aufs Klo.
01.15 Uhr: Vielleicht sollte ich die Branche wechseln. Verkäuferin, Gärtnerin, Bäckerin – einfach irgendetwas ganz anderes.
01.30 Uhr: Wer bin ich?
01.45 Uhr: Es hat keinen Wert. Ohne Schlaf geht nichts. Leselampe aus.
02.00 Uhr: 26, 27, 28. 29, 30 Baldriantropfen in das Wasserglas. Auf ex, zurück ins Bett.
02.30: Uhr: Leselampe ein. Notizblock, Kugelschreiber, Themen- Suche.
02.45 Uhr: Google-Suche: «Mittel zur Kreativität». Ergebnis: Alkohol, LSD, Opium. Hmmm. Dann doch eher abwarten und Tee trinken. Tee – eine gute Idee.
03.00 Uhr: Die Tasse ist fast leer getrunken, da fällt mir der Spruch auf dem Etikett des Teebeutels («Yogi-Tea») auf. Ich lese, ich begreife, ich lächle. Da steht: «Hast du Schwierigkeiten? Dann steh dazu.»
03.01 Uhr: Leselampe aus.