Johnny Cash wusste genau, was zu tun ist. Punkt eins: Nicht rauchen. Punkt zwei: June küssen. Punkt drei: Niemand anderen küssen. Die nächsten Punkte sind ebenso unmissverständlich: husten, pinkeln, essen – aber nicht zu viel. Ganz rührend der Punkt 9: Mama besuchen. Die Aufzählung endet mit Punkt 10: Klavier spielen üben.

Die Reihenfolge hielt der Countrysänger in einer veröffentlichten To-do-Liste fest.

Die Lust nach der Liste packt aber nicht nur Legenden.

Genau wie ein starker Kaffee gehört sie für mich zum Start in den Tag. The Man in Black kann mit seinen Vorsätzen einpacken. Schwarz auf weiss, unverschnörkelt und konkret halte ich in meinem kleinen Notizbüchlein fest, was in nächster Zeit erledigt werden soll.

Strukturieren, Organisieren, Priorisieren – was grundsätzlich nicht zu meinen Stärken gehört, wird mit der To-do-Liste zum Genuss. Je voller die Liste, desto leerer mein Kopf. Sitzungsdatum abmachen? Check. Blumen besorgen? Check. Brief runterlassen? Check. Abhaken, durchstreichen, vergessen – das pure Glück. Ein Rausch, der süchtig macht. Whatsapp-Nachricht beantworten, Wasser trinken und frischen Sound herunterladen: Immer mehr Selbstverständlichkeiten schleichen sich aufs Papier.

Ja, abhaken ist schön. Doch manchmal auch ein grosser Selbstbetrug. «Visa beantragen» steht da etwa auf meiner Liste. Mit fünf (!) Ausrufezeichen, jedes steht für eine verstrichene Woche. Ich hake ab und hake ab und streiche durch und traue dem Gefühl, etwas geleistet zu haben.

Leider haben die verflixten Listen den Hang, sich zu verselbstständigen. Hier ein Fötzel mit den geplanten Einkäufen, da der Zettel mit geschäftlichen Pendenzen und irgendwo unauffindbar die Liste mit den Tageszielen. Himmel, hab ich mich verzettelt! Der Haken an der Sache: Vor lauter Listen sehe ich die Aufgaben nicht mehr.

Wieso habe ich das Visa noch immer nicht beantragt? Weil aufschreiben um einiges einfacher ist. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag: Die Listen haben mich überlistet.

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